Aufgrund der ausbleibenden Niederschläge und der anhaltenden Trockenheit wurden kürzlich die Bürgerinnen und Bürger in einigen Kommunen Ostwestfalen-Lippes dazu aufgerufen, sparsam mit Wasser umzugehen. Auffällig ist dabei, dass es sich hier um eine Region handelt, in welcher mit der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück der größte Schlachtbetrieb Deutschlands ansässig ist.
Belastbare Zahlen zum Wasserverbrauch eines Schlachthofes sind nicht bekannt. Eine Bürgerinitiative aus Gütersloh bilanziert den Wasserverbrauch des Großschlachtbetriebes Tönnies auf derzeit 5.500 m3 täglich. Im Zuge der geplanten Erweiterung könne sich dieser auf bis zu 6.500 m3erhöhen, was dem täglichen Wasserbedarf von ca. 54.000 Single-Haushalten entspreche, so die Bürgerinitiative. Insbesondere bei lang anhaltender Trockenheit und angesichts knapper Wasservorräte ist dies eine nicht unerhebliche Größenordnung.
Schockierend: 1,46 Millionen m3 Trinkwasser jährlich für Fa. Tönnies
Mit einer ersten Kleinen Anfrage "Hat die Wasserentnahme großer Schlachtbetriebe Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung?" im September wollte ich in Erfahrung bringen, wie hoch der Wasserverbrauch von Tönnies und die dadurch entstehende Umweltbelastung ist. Aus der Antwort der Landesregierung auf diese Kleine Anfrage geht hervor, dass der Wasserverbrauch durch den Großschlachtbetrieb der Fa.Tönnies in Rheda-Wiedenbrück enorm hoch ist. So wird die im Wasserwerk Rheda-Wiedenbrück gewonnene Trinkwassermenge von 1,46 Millionen Kubikmeter jährlich bereits heute nahezu vollständig an die Fa. Tönnies geliefert.
Deshalb habe ich mit der Kleinen Anfrage "Wie werden trotz der enormen Wasserentnahme durch die Fa. Tönnies zukünftig Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung vermieden?" nochmal nachgehakt. Die Antworten der Landesregierung auf diese Kleine Anfrage sind ebenfalls besorgniserregend.
Der tägliche Verbrauch an Trinkwasser durch die Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück ist bereits heute mit 4.000 m3 besorgniserregend hoch. Die Fördermenge des Wasserwerks in Rheda-Wiedenbrück wird dabei nahezu vollständig von Europas größten Schlachtbetrieb aufgebraucht. Die Firma Tönnies plant derzeit eine Erweiterung ihrer Betriebskapazitäten, daher könnten sich diese Verbrauchsdimensionen noch weiter verschärfen.
Aufgrund der klimatischen Veränderungen der letzten Jahre lässt sich grundsätzlich ein Trend zu einer deutlich unterdurchschnittlichen Wasserneubildung ableiten. Dennoch verlässt sich die Landesregierung auf eine Erhebung zur Grundwasserneubildung aus dem Jahr 2002. Auf unserer Nachfrage hin wurde bestätigt, dass für die letzten 5 Jahre keine konkreten Messergebnisse zur Grundwasserneubildungsrate für Rheda-Wiedenbrück und die umliegenden Kommunen vorliegen. Sich angesichts des hohen Wasserverbrauchs auf 17 Jahre alte Zahlen zu verlassen, zollt von einem achtlosen Umgang mit der Ressource Wasser.
Doch damit nicht genug: Bereits heute müssen für die öffentliche Wasserversorgung der Gemeinde Aufkommen aus anderen Bezugsquellen hinzugezogen werden um die Bedarf abdecken zu können. Dies ist angesichts der immer kürzer aufeinander folgenden Trockenjahre viel zu kurz gedacht, da sich dadurch Nutzungskonflikte um unser Wasser verschärfen könnten. Die Tatsache dass die für den Ausbau der Infrastruktur entstehenden Kosten über die Wasserpreise auf alle Verbraucher*innen umgelegt werden, ist zudem ungerecht.
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